Wer zuletzt lacht,...


Viele würden es nicht vermuten: Am Ort, wo Menschen an ihrem Lebensende begleitet werden, wird viel gelacht. Wer das Wort „Hospiz“ hört, ohne schon einmal in einem gewesen zu sein, der wird damit viel assoziieren und an den Tod denken, aber wohl selten mit Lachen und Humor. Und dennoch spielt die heitere Gelassenheit eine wichtige Rolle in der

Hospizbegleitung. Das hat vielleicht damit zu tun, dass – wie es eine Reportage von Yvonne Widler[1] – auf den Punkt bringt, Ärzte im Hospiz mehr Freiheit, Pflegekräfte mehr Zeit und Patienten mehr Leben haben. Es mag daher nicht mehr so verwundern, wenn das Raphael Hospiz in Salzburg, eine Einrichtung der Barmherzigen Brüder Österreich, auf Humor als Therapeutikum für Patienten und Sorgende sehr viel Wert legt[2].

 

Leider ist vielen Menschen mitten im Leben nicht zum Lachen. Sie hören und lesen von „Werten“, die politischen Parteien und Weltanschauungsgemeinschaften wichtig seien, aber hinter dem Begriff „Werte“ und all den Wörtern, die damit verbunden werden („Sicherheit“, „Heimat“, „Solidarität“, „Gerechtigkeit“ etc.) verbirgt sich oft – nichts. Angesichts der Flüchtlingskatastrophe, die sich seit Monaten in Europa ereignet, hatte Heribert Prantl gemeint: „Werte sind nur etwas wert, wenn sie auch in der Not eingelöst werden.“[3] Unter Schönwetterbedingungen lässt es sich leicht über „Werte“ philosophieren, aber die Bewährungsprobe dafür, was mit diesen „Werten“ eigentlich gemeint ist, und ob man sie über Bord wirft, wenn sie unangenehm werden, stellt sich ein, wenn die Dinge nicht unter Optimalbedingungen laufen.

Referenzen

[1] Widler Y. Hospiz am Rennweg: „Ich habe geraucht, werde bald sterben, aber das ist okay“. NZZ.at, https://nzz.at/s/plc1T-Kwn-1/ (16.7.2015).

[2] Jambor W. Lachen im Hospiz. In: ORF „Heute Leben“ vom 13.3.2015.

[3] Prantl H. Warum eine europäische Festungspolitik realitätsfern ist. Süddeutsche Zeitung vom 15.6.2015, http://www.sueddeutsche.de/politik/fluechtlinge-freies-gelaeut-1.2520020

(16.7.2015).