Aktuelle Fachliteratur zum Thema Demenz


Fortgeschrittene Demenz

Der Übersichtsartikel von Susan Mitchell[1] erläutert die klinisch relevanten Zusammenhänge von fortgeschrittener Demenz. Die häufigsten Komplikationen sind Ernährungsprobleme und Infektionen. Sie führen in vielen Fällen zu einer vermeidbaren Hospitalisierung und zu einer unverhältnismäßigen Medikalisierung. Für die meisten akutmedizinischen Interventionen (z.B. PEG-Sonde, Antibiose) liegen keine evidenzbasierten Vorteile vor, welche die Belastungen, die damit einhergehen, überwiegen würden. Personen mit fortgeschrittener Demenz benötigen Palliative Care und Hospizversorgung sowie eine professionelle Vorsorgeplanung für das Lebensende, gemeinsam mit ihren Angehörigen.

Komorbiditäten bei Demenz

Patienten im Krankenhaus weisen eine demenzielle Erkrankung oftmals als

Komorbidität auf, d.h. sie sind eigentlich wegen einer anderen Erkrankung

stationär aufgenommen. Umgekehrt geht eine fortschreitende Demenz mit typischen Komorbiditäten einher. Diesem Umstand widmet sich eine aktuelle Ausgabe der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie[2]: Hörstörungen bei Demenz[3], Schlafstörungen bei Demenz[4], Depression bei Demenz[5], Mangelernährung bei Demenz[6], Hauterkrankungen bei

Demenz[7].

Österreichischer Demenzbericht 2014

Der Bericht liefert epidemiologische Grundlagen und eine Analyse der derzeitigen Versorgungssituation von Menschen mit Demenz in Österreich (medizinische, pflegerische, psychosoziale Ansätze). Er soll als Grundlage für die Entwicklung einer landesweiten Demenzstrategie dienen[8].

Praxishandbuch Demenz

Das Praxishandbuch[9] beschäftigt sich insbesondere mit der Frage, wie Menschen mit Demenz dabei geholfen werden kann, ihre Lebensqualität zu erhalten. Dazu werden u.a. folgende Themen behandelt: Krankheitserleben, Krankheitseinsicht in den verschiedenen Stadien, Aufklärung, Schmerzwahrnehmung, Ernährung und Palliative Care. Wissenschaftlicher Erkenntnisse aus Allgemeinmedizin, Neurologie, Geriatrie und Psychologie werden mit Praxiserfahrung im klinischen Bereich verbunden.

Seelsorge für Menschen mit Demenz

Zur ganzheitlichen Sorge um Menschen zählt für viele Personen auch eine spirituelle bzw. seelsorgliche Begleitung. Bei Menschen mit Demenz stellt sich dabei die Herausforderung, dass zahlreiche, kognitiv vermittelte, seelsorgliche Angebote nicht auf herkömmliche Weise wahrgenommen werden können. Gerhard Hille und Antje Koehler haben ein Arbeitsbuch[10] vorgelegt, das die Seelsorge für Menschen mit Demenz bereichern soll. Es enthält eine grundsätzliche Einführung in die spirituellen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz sowie in das christliche Verständnis von Demenzerkrankten. Sodann werden methodische Ansätze der Spiritual/Pastoral Care und praktische Vorschläge für Gottesdienste mit Demenzkranken dargestellt.

HELP zur Vermeidung von Delirien

Demenzen und Delirien stehen in vielen Fällen in einer unheilvollen Wechselwirkung. Im Evangelischen Krankenhauses Bielefeld wurde „HELP“ (Hospital Elder Life Program) zur Delirprävention implementiert[11]. HELP umfasst ein Bündel an Maßnahmen, die von einem multidisziplinären Team (Arzt, psychogeriatrische Pflegefachkräfte, Koordination, geschulte Freiwillige) ausgehen. Das HELP-Team unterstützt die Arbeit der Pflegekräfte und Ärzte auf den Stationen im somatischen Akutbereich und begleitet delirgefährdete Patienten mittels eines individuellen Interventionsplans. Die Autoren gehen davon aus, dass durch HELP ein Drittel der Delirien verhindert werden kann.

Referenzen

[1] Mitchell SL. Advanced dementia. N Engl J Med. 2015;372(26):2533-40 DOI 10.1056/NEJMcp1412652.

[2] Kopf D, Hewer W. Komorbide Erkrankungen bei Demenz. Z Georontol Geriatr. 2015;48(4):303-4 DOI 10.1007/s00391-015-0897-9.

[3] Kilimann I et al. Hörstörungen und Demenz. Z Gerontol Geriatr. 2014: Online First DOI 10.1007/s00391-014-0808-5.

[4] Savaskan E. Schlafstörungen bei Demenzkranken. Z Gerontol Geriatr. 2015;48(4):312-7 DOI 10.1007/s00391-015-0890-3.

[5] Gutzmann H, Qazi A. Depression associated with dementia. Z Gerontol Geriatr. 2015;48(4):305-11 DOI 10.1007/s00391-015-0898-8.

[6] Droogsma E et al. Weight loss and undernutrition in community-dwelling patients with Alzheimer’s dementia. Z Gerontol Geriatr. 2015;48(4):318-24 DOI 10.1007/s00391-015-0891-2.

[7] Proksch E. Altershaut und Demenz. Z Gerontol Geriatr. 2015;48(4):325-30 DOI 10.1007/s00391-015-0670-5.

[8] Höfler S et al. Österreichischer Demenzbericht 2014. Wien: Gesundheit Österreich GmbH; 2015, http://www.goeg.at/de/GOEG-Aktuelles/Neu-Oesterreichischer-Demenzbericht-2014.html (16.7.2015).

[9] Stechl E et al. Praxishandbuch Demenz: Erkennen – Verstehen – Behandeln. Frankfurt am Main: Mabuse; 2012.

[10] Hille G, Koehler A. Seelsorge und Predigt für Menschen mit Demenz: Arbeitsbuch zur Qualifizierung Haupt- und Ehrenamtlicher. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht; 2013.

[11] Bringemeier J et al. HELP zur Vermeidung von Delirien. PSYCH up2date. 2015;9(3):137-48 DOI 10.1055/s-0041-100095.